Liebe Corinna,
genau das ist das Problem mit den Deponien - niemand will die vor der Nase haben, und in so dicht besiedelten Ländern wie Deutschland oder Belgien gibt es kaum einen geeigneten Deponiestandort, der nicht im Umkreis von 3 km oder so von einer bewohnten Gegend ist. Andererseits jedoch will auch niemand mehr Asbestbeton oder Eternitplatten aus den Siebzigern in seinem Haus haben, und irgendwo muß das Zeug ja hin. Die EU-Direktive 1999/31/EC schreibt vor, daß der Deponiestandort unter anderem in Abhängigkeit vom Abstand zu Wohngebieten, Landschaftsschutzgebieten etc. ausgesucht wereden soll; es gibt aber noch eine Menge anderer Kriterien, so wie Hydrogeologie, Wasserschutzgebiete, vorhandene geologische Barriere, Transportentfernungen und so weiter. Einen Standort zu finden, der allen Kriterien gerecht wird, ist schwierig. 3 km Entfernung ist übrigens nicht wenig; die türkische Abfallverordnung schreibt mindestens 1000 m, die ehemalige TA Abfall schrieb 300 m vor, und die Deponieverordnung, die die TA Abfall ersetzt hat, weist nur noch auf "ausreichenden Schutzabstand" hin.
Für Gefahrenabfälle gelten besondere Sicherheitssnormen, unter anderem, daß "die Funktionserfüllung der einzelnen Komponenten
und des Gesamtsystems unter allen äußeren und gegenseitigen Einwirkungen über einen Zeitraumvon mindestens 100 Jahren nachgewiesen ist." Schwach strahlender Bauschutt sind höchstwahrscheinlich entweder Rauchmelder oder Schutt aus Häusern in Gebieten mit erhöhter natürlicher Radonstrahlung (aus dem Boden), also Strahlungen, denen man zu Hause womöglich sowieso ausgesetzt ist.
In den Niederlanden wurde ein Verfahren entwickelt, Asbest aus Baustoff unschädlich zu machen; dabei geht es darum, die Faserstruktur so abzuwandeln, daß Kleinstfasern keinen Krebs mehr verursachen können. Das Verfahren wurde im Labormaßstab schon erfolgreich ausgeführt; die Eurokrise hat leider dazu geführt, daß die Firma, die es entwickelt hat, keinen Kredit für den Bau einer Asbestdenaturierungsfabrik bekam. Im Endeffekt wird dadurch ein inerter Baustoff erzeugt, der unter anderem als Füllmaterial benutzt werden kann. Die Niederlande haben eine Verordnung erlassen, daß Asbest nicht mehr deponiert werden darf, sobald genügende Kapazitäten für eine Verwertung vorhanden sind. Ich gehe mal davon aus, daß, wenn das in den Niederlanden funktioniert, es auch über kurz oder lang europaweit Standard wird.
Daher kann es gut sein, daß eure Deponie sowieso nie die Höhe von 36 m erreichen wird, weil vorher vielleicht schon das Asbestdeponieverbot erlassen wird.
Viele liebe Grüße,
Eva
Eva
mit Yusuf (10.12.199
und
Amalia, Friedrich und Elisabeth (07.08.2002)
Seid umschlungen, Millionen
Diesen Kuß der ganzen Welt!
Brüder, überm Sternenzelt
Muß ein lieber Vater wohnen!