Hallo,
es gibt eine Seite von Brotbackfanatikern mit extrem ausgeprägtem Perfektionismus; das ist das Brotbackforum (mußt du googeln, ich hab' nicht die genaue Adresse); da findest du schlichtweg ALLES, vom Baguette bis zum Pumpernickel, mit Hefe, Sauerteig, beidem etc. Aber da muß man mengenweise Regeln befolgen und ganz streng abmessen (723 g Mehl Sorte XY Korngröße YZ und so), das ist eher nicht mein Ding.
Ich mache mein Brot auch selbst, weil das Brot in Belgien ganz unsagbar schlecht ist. Zum Frühstück wird da nur Süßes gegessen, das heißt, morgens frisches Brot oder frische Brötchen zu bekommen, ist unmöglich mangels Nachfrage. Das Supermarktbrot schmeckt am nächsten Tag schon altbacken...also habe ich mühsam gelernt, echtes deutsches Brot zu backen, Hefebrot habe ich anfänglich auch probiert, aber es hält sich nicht so lange. Ich will Brot, das auch übermorgen noch hält. Also habe ich Sauerteigbrot zu backen gelernt. Eine Gelinggarantie gibt es NICHT, zu Anfang ist zum einen der Sauerteig nicht gut, da er reifen muß, und es gibt auch sonst viel Möglichkeiten, etwas falsch zu machen, ohne daß man weiß, warum.
Aber WENN es klappt, dann ist das Brot ganz GÖTTLICH. Hier ist das Rezept:
Für den Sauerteig:
am ersten Tag: 1 Eßlöffel Vollkornmehl + 1 Eßlöffel Wasser mischen, mit einem Tuch zudecken und stehenlassen.
am zweiten Tag: einen Eßlöffel Vollkornmehl und einen Eßlöffel Wasser zugeben, mischen, zudecken und stehenlassen
am dritten und vierten Tag: Dasselbe
Etwa nach drei, vier Tagen merkt man, daß der Teig Bläschen bildet und ein bißchen säuerlich riecht. Dann ist er fertig. Allerdings wirkt frischer Sauerteig noch nicht so gut, und zu Anfang (die ersten paar Wochen) muß man dem Brot noch ein wenig Hefe zusetzen, damit es auch aufgeht.
Für den Vorteig:
Am Abend vor dem Backen einen großen Eßlöffel Sauerteig nehmen und mit einer Tasse Mehl und einer Tasse Wasser mischen, zudecken und über Nacht gehen lassen.
Für den Teig:
Vorteig mit Mehl nach Wahl* mischen. In einer großen Tasse lauwarmen Wassers 7 g frische Hefe auflösen und zugeben. Die Mehlmenge muß so bemessen sein, daß der Teig sich als Klumpen hochheben läßt und schwer und reißend vom Löffel fällt. Teig gut mischen und einen Löffel Honig sowie einen Spritzer Essig, Salz und eine Handvoll süßen Paprika zufügen.
Um der ganzen Sache noch etwas Geschmack zu verleihen, kann man das Brot mit folgendem anreichern:
- Körner (eine Handvoll Sonnenblumenkerne, eine Handvoll Leinsamen und eine Handvoll Kürbiskerne) oder:
- Oliven (kleingehackte schwarze Oliven ohne Kern) und Oregano
- Kartoffeln (zwei bis drei rohe Kartoffeln auf der ganz feinen Reibe gerieben) und kleingehackte Frühlingszwiebeln. Wenn man Kartoffelbrot macht, nur 1/3 - 1/2 der ursprünglichen Wassermenge zugeben, da die Kartoffeln schon viel Wasser enthalten.
Teig gründlich mischen, in mit Backpapier ausgelegte Kastenform geben und 4 - 5 Stunden zugedeckt gehen lassen. Ich gieße meist noch eine ordentliche Menge Olivenöl über den Teig und streue Sesam- oder Mohnkörner drüber. Das Olivenöl gibt eine leckere Kruste und während des Gehens kleben die Körner am Teig fest, sodaß sie später nicht alle abfallen.
*Mehl nach Wahl: Damit der Sauerteig gut geht, darf das Mehl nicht allzusehr bearbeitet sein; es ist dasselbe Prinzip wie mit der Milch und dem Naturjoghurt. Wenn ihr Mehl vom Biobauern bekommt, wird der Sauerteig deutlich besser. Wenn ihr nur oder überwiegend Roggenmehl nehmt, wird der Teig feucht und matschig. Ich nehme meistens eine Mischung, die ungefähr aus 40 % Vollkornmehl (bio), 40 % feines Weizen- oder Dinkelmehl (bio); das feine Mehl geht besser auf, 20 % Roggenmehl (für den Geschmack und die Farbe), besteht, und das Resultat ist sehr lecker. Ich habe eine Freundin mit Glutenunverträglichkeit, wenn ich für die ein Brot backe, nehme ich nur das feine Dinkelmehl, habe aber festgestellt, daß das Brot, auch wenn es genausogut schmeckt, leider nicht so lange hält.
Backen:
Backofen auf 250° vorheizen. Wenn die Temperatur erreicht ist, Brot auf die zweitunterste Stufe auf ein Gitter stellen und unten eine Tasse Wasser in den Backofen stellen. Die Verdunstung hilft dabei, eine gute Kruste zu erzeugen.
Nach 15 Minuten die Temperatur auf 175° reduzieren.
Nach weiteren 30 Minuten das Brot herausholen, vorsichtig aus der Backform nehmen und mit einer Stricknadel Stärke 3 viele feine Löcher in Seiten und Boden stechen. Das hilft, damit der Dampf aus dem Brotinneren abziehen kann; wenn der Dampf drinbleibt, ist das Brot außen hart und innen matschig und schmeckt widerlich.
Nochmal 30 - 35 Minuten bi 175° backen.
Fertig ist es. Die ersten paar Brote werden wahrscheinlich mißlingen, aber wenn man es einmal geschafft hat, alle Parameter richtig zu ajustieren, merkt man, daß es der Mühe wert ist!
Alles Liebe,
Eva
Eva
mit Yusuf (10.12.199
und
Amalia, Friedrich und Elisabeth (07.08.2002)
Seid umschlungen, Millionen
Diesen Kuß der ganzen Welt!
Brüder, überm Sternenzelt
Muß ein lieber Vater wohnen!