Hallo,
auch auf die Gefahr hin, dass ich dafür von jeder halbwegs emanzipierten (ich hasse dieses Wort...) Frau gelyncht werde - ich muss auf deinen Beitrag einfach antworten...
Denn irgendwie hat mich das jetzt seit ich es gelesen habe, absolut nicht mehr losgelassen.
Ich stimme dir absolut zu, dass sich der Staat viel zu arg einmischt und versucht, Lebensmodelle zu "verkaufen". Das tut er aber gerade eben mit dem verstärkten Ausbau der Kitas und der Forderung, dass eine Frau möglichst sofort im Anschluss an ihren Mutterschutz sofort wieder arbeiten sollte genauso! Hier bekommt halt die Gruppe indirekt das Geld, die ihre Kinder eben in eine solche Kita geben... (nicht falsch verstehen - ich hab absolut nichts gegen Kitas und dagegen, wenn sich jemand auch noch so früh dafür entscheidet).
Irgendwie erinnert mich diese ganze Diskussion um den flächendeckenden Kita-Ausbau ein bisschen arg an DDR... es wird einem dadurch genauso wenig die Wahlfreiheit gelassen, wie man seine Kinder in den ersten Lebensjahren betreut haben möchte. Ganz im Gegenteil... meine Schwester hat mir erst am Wochenende davon berichtet, dass das Hauptproblem in ihrem Kindergarten ist, dass die Kita-Kinder die Nicht-Kita-Kinder "mobben" (den Begriff mag ich auch nicht, mir ist aber gerade dank Schlafmangel kein besserer eingefallen). Zum Teil natürlich auch, weil sie halt schon ein eingeschworenes Grüppchen sind. Und wenn du dich dazu entschließt, deine Kinder bis zum dritten LJ zuhause zu lassen und dich auch noch erdreistest, in dieser Zeit gar nicht arbeiten zu gehen (ob der Mann dabei immer gut verdient, lass ich dahin gestellt... meine Eltern haben sich damals bei uns dazu entschieden, obwohl mein Vater nur einen 70% Job hatte- und das mit 4 Kindern), sind deine Kinder sowieso zu wenig gefördert und du eine Hausfrau, die daheim versauert, alles andere als emanzipiert ist und auf dem Arbeitsmarkt nach dieser Zeit eh nichts mehr taugt. Echte, vorurteilsfreie Wahlfreiheit wird es glaub ich nie geben - nirgends! Da sorgt schon die Gesellschaft dafür, noch bevor die Politik eingreift.
Und was das Ganze mit Emanzipation zu tun hat, weiß ich nicht. Für mich bedeutet Emanzipation, dass ich OHNE Einfluss (also quasi als Selbstbefreiung) von außen dem Lebensmodell nachgehe, das für mich (und ganz alleine für mich) passend ist. Wieso darf es deiner Meinung nach keine Frau geben, deren Ziel eben nicht ist, an den Männern vorbei zu ziehen, die gerne und stolz den Beruf Hausfrau trägt. So etwas gibt es tatsächlich auch, auch wenn du das vielleicht nicht nachvollziehen kannst.
Ich habe mich (völlig unabhängig davon, was mein Mann meint und was nicht) dafür entschieden, die ersten zwei Jahre in Vollzeit daheim zu bleiben und bis sie in den Kindergarten kommen, maximal Teilzeit zu arbeiten. Das hat nichts mit Finanzen zu tun, denn eigentlich können wir uns das rein unter diesem Aspekt gar nicht "leisten". Die Frage ist eher, wozu ich bereit bin, Abstriche zu machen und was halt finanziell gesehen nun nicht mehr geht und ob es einem das wert ist, den bisherigen Lebensstil aufzugeben. Das hat bei mir ganz verschiedene Gründe:
1) wäre es bei uns eine logistische Meisterleistung, die Kinder irgendwo unterzubringen. Kitas gibt es genug, aber keine Garantie, dass alle drei in der Gleichen aufgenommen werden. Würde im Worst case bedeuten, dass ich drei Kinder in drei Einrichtungen fahren muss. Zudem arbeite ich Schicht, bin also an den Tagen, an denen ich arbeite weit vor allen anderen unterwegs oder komm grad heim. Mein Mann hat mitunter sehr unregelmäßige Arbeitszeiten, was bedeutet, dass er im worst-case auch nicht rechtzeitig holen kann. Das wäre sicherlich alles irgendwie zu machen, bedeutet aber auch wieder Stress, zumal hier die Kitas ziemlich weit verstreut liegen. Würde ich nur Teilzeit arbeiten (bis 50%) würde mein komplettes Gehalt für die Kita drauf gehen - hier stellt sich für mich die Frage nach der Sinnhaftigkeit, denn Selbst verwirklichen kann ich mich in einem 450€Job oder mit ehrenamtlicher Aktivität auch.
2) Passt es einfach überhaupt nicht zu meiner ganz eigenen Auffassung, Kinder aufzuziehen. Ich gehöre tatsächlich zu den Menschen (und ich hasse es, mich dafür rechtfertigen zu müssen), die gerne Vollzeit-Mutti ist (zumindest momentan). Ich bin der Meinung, dass Kinder in den ersten drei Lebensjahren sehr viel mitkriegen und mitnehmen und ich bin einfach ein großer Gegner von Reizüberflutung und fehlenden Werten. Zudem bin ich tatsächlich der Meinung, ein Kind in dem Alter hat ein Recht auf eine weitestgehend "heile" Welt, muss keinerlei Leistungsansprüchen genügen (auch wenn sich das überhaupt nicht mit unserer reellen Welt deckt bzgl. höher schneller weiter, Förderung ab dem ersten Lebenstag, nur wenn du herausragendes leistest, bist du was wert etc.). Zudem wollte und will ich keine Kinder, denen nach kürzester Zeit langweilig ist, weil sie sich nicht alleine beschäftigen können, die immer Programm brauchen und auch wenig kindliche Neugierde mehr haben, die weitestgehend naiv und wertungsfrei auf ihre Mitmenschen und ihr Umwelt zugehen (hab ich leider so in der Regel beobachtet, dass ich zu dieser Meinung gekommen bin). Die immer den Anspruch haben, auch "dazu" gehören zu müssen. Das kommt früh genug. Ich wollte meinen Kindern auch immer ermöglichen, so aufzuwachsen, wie ich es bin - so viel und immer dann draußen sein zu können, wann sie wollen und sich nur langsam an unsere grausame Welt tasten zu müssen. Vielleicht bin ich da arg verträumt, vielleicht auch werden unsere Kinder es genau aus diesem Grund später viel schwerer haben, sich in unsere graue Leistungsgesellschaft einzufügen. Und keine Angst - unsere drei wachsen nicht isoliert von der Außenwelt auf (auch wenn wir auf einem Einödhof leben
). Aber ich bin einfach ein Verfechter vom Großfamilienmodell, auch wenn es das so immer seltener gibt. Ich denke nämlich schon, dass ich im dritten LJ wieder Teilzeit arbeite und dann Oma und Opa die Zeiten auffangen, wo sich bei mir und meinem Mann überschneiden. Natürlich ist mir bewusst, dass das ein Privileg ist und nicht die Regel. Ich will halt einfach auch nicht, dass sich jemand Fremdes (außerhalb der Familie, denn hier weiß ich, welche Werte ca. vermittelt werden) in die Erziehung einmischt, für die aber am Ende aber auch ich wieder gerade stehen soll. Lieber sag ich irgendwann "ich habs selbst verbockt".
Zum Betreuungsgeld - um wieder zurück zum Thema zu kommen: es ist meiner Meinung nach die gleiche "Einmischerei" in das favorisierte Lebensmodell wie der Ausbau der Kitas oder eine Frauenquote, etc. Wegen diesem Geld alleine wird sich keine Frau dafür entscheiden früher oder eben erst später wieder arbeiten zu gehen, zumindest nicht der Gros. Aber es ist tatsächlich eine Erleichterung und auch in gewisser Weise eine Anerkennung für die Familien, die sich dazu entschließen, tatsächlich 3 Jahre daheim zu bleiben, egal ob sie sichs eigentlich leisten können oder nicht. Auch beruflich - denn ich werde auch wieder bei 0 auf der "Karriereleiter" anfangen, wenn ich wieder komme.