Hallo,
ich hab's bestimmt schon mehrmals geschrieben, aber hier nochmal - wir wollten sie zu Anfang auch alle zusammen haben. Wir waren gerade umgezogen, neues Land, neue Sprache, neues Haus, zum ersten Mal in den Kindergarten - da dachten wir, zumindest sollen sie beisammen bleiben und einander ein wenig Rückhalt geben.
Nach einem Jahr Kindergarten schlugen die Kindergärtnerinnen dann vor, Friedrich von den Mädchen abzusondern. Er sprach nicht und spielte nicht mit den anderen und war eigentlich nur ein Satellit der Mädchen. Sobald er alleine in einer Gruppe war, blühte er auf, begann zu spielen und Freuundschaften zu entwickeln. Da merkten die Kindergärtnerinnen auch, daß er durchaus Französisch konnte - er fand es vorher halt einfach bequemer, mit den Mädchen nur Deutsch zu reden und die Umgebung zu ignorieren.
Da es im Kindergarten mit Friedrich alleine und Mädchen zusammen gut gelaufen war, haben wir das bei der Einschulung beibehalten. Im zweiten Schuljahr stellte sich dann heraus, daß Elisabeth in ihrer Klasse immer unglücklicher wurde. Sie war schlecht in Mathe, konnte sich nicht konzentrieren und litt darunter, daß Amalia in allen Fächern besser war als sie. Für sie haben wir dann gleich eine andere Schule gefunden. Im dritten Schuljahr kam sie auf die niederländischsprachige Waldorfschule - da hatten wir dann vier Kinder auf drei verschiedenen Schulen, zweimal französisch, einmal zweisprachig und einmal niederländisch.
Im vierten Schuljahr entschieden Amalia und Friedrich dann, daß sie ihre Schule satt hatten - "da sind nur Assis!", "ich habe hier überhaupt keine Freunde!", "Seit die Lucie hier weggegangen ist, ist des gar nicht mehr schön in der Schule!" - und daß, wenn Elisabeth wechsle, sie das auch dürften. Ich war eigentlich total dagegen, denn gerade weil die Schule eine Brennpunktschule ist, werden ihre Schüler nach Abschluß der Grundschule total bevorzugt; sie dürfen sich die weiterführende Schule aussuchen, wohingegen die Absolventen anderer Schulen auf Wartelisten müssen. Yusuf hat es auf die Weise auf DIE brüsseler Eliteschule geschafft (wenn bloß seine Leistungen auch entsprechend wären!). Es lebe der Prekariatsfaktor!
Sie wollten aber partout keine zwei Jahre mehr warten. Jetzt sind sie, wieder in getrennten Klassen, beide auf dem Grundschulzweig von Yusufs Schule, und sie LIEBEN diese Schule. Im Gegensatz zu Yusuf sind sie gar nicht rebellisch und dazu noch gute Schüler, und die Schule scheint ideal für sie zu sein. Sollte Yusuf dieses und nächstes Jahr NICHT von der Schule fliegen, haben sie Anspruch auf einen Übertritt in die Gymnasialstufe, wenn doch, müssen sie,wie alle anderen, auch auf die Wartelisten für die guten Schulen, oder sie müssen zurück in die Stadtteilschule (aufs Gymnasium der Stadtteilschule, nicht wieder in die Grundschule...). So bleibt es wenigstens ein bißchen spannend.
Organisatorisch ist es natürlich alles das große Chaos. Ist mir aber egal. Es gibt mengenweise anderen Aufwand, dem ich mich verweigere - zum Beispiel das Bringen und Holen der Kinder. Seit dem zweiten Schuljahr gilt: "Ihr könnt überall hingehen, wo ihr alleine hin-und wieder zurückkommt.". Das spart mehr Zeit, als die drei verschiedenen Schulen und vier verschiedenen Klassen verschlingen könnten.
Alles Liebe,
Eva
Eva
mit Yusuf (10.12.199
und
Amalia, Friedrich und Elisabeth (07.08.2002)
Seid umschlungen, Millionen
Diesen Kuß der ganzen Welt!
Brüder, überm Sternenzelt
Muß ein lieber Vater wohnen!