Hallo,
sowas hatten wir so ähnlich auch schon mal. Elisabeth ist schon tierlieb auf die Welt gekommen und kann bis heute an keinem Hund und keiner Katze, egal ob groß, klein, räudig oder gesund, sanft oder aggressiv, vorbeigehen, ohne das Tier zu streicheln und ihm ein paar liebe Worte zu sagen. Ich habe sie auch immer gelassen, weil Tierliebe ja eigentlich eine tolle Eigenschaft ist, die man fördern soll.
Als sie zwei war, sind wir die Straße runter zu unserem Haus gegangen (in Istanbul), und unsere Nachbarin, die ein Herz für Straßentiere hat, hatte mengenweise Futterschalen aufgestellt, an denen sich alle herrenlosen Katzen und Hunde von Beyoğlu labten. Elisabeth ging hin und streichelte einen riesengroßen, fressenden Hund. Leider dachte der Hund, sie wolle ihm das Essen wegnehmen, knurrte ganz fürchterlich und biß sie in den Hals.Sie war aber umgefallen, und so war's zu Glück der Nacken und nicht der empfindliche vordere Teil des Halses. Ich brüllte den Hund an und versetzte ihm einen Tritt - da hatte Elisabeth den Schreck schon überwunden - "Mama, NEIN! Der arme Hund! Du tust ihm weh!"
Muß man noch extra dazusagen, daß das Mädchen heute Vegetarierin ist? Sie ist so eine von der Sorte, die Spinnen sanft nach draußen tragen und Regenwürmern oder Schnecken über die Straße helfen - bloß keinem einzigen Tier was zuleide tun! Wenn sie erfährt, was das ist, wird sie sicherlich dem Jainismus beitreten.
Betzüglich des Schäferhundes - ich würde nichts unternehmen. Der Besitzer schient doch begriffen zu haben, daß sein Hund zu wild ist. Wenn es wirklich das erste Mal war, war er sicherlich genauso erschreckt wie ihr auch. Wenn er weiß, daß sein Hund zu aggressiv ist und ihn sowieso immer an der Leine führt, wird es nicht viel helfen, ihn zu ermahnen - er hält sich ja sowieso an seine Pflichten, und es war ein Unfall, daß der Hund entwischt ist.
Unsere Schäferhündin ist auch so. Sie stürzt sich zwar nicht auf Kinder, aber auf andere Hunde, Katzen oder Vögel, und ich denke immer, eines Tages erschreckt sie damit ein Kind oder eine alten Menschen so sehr, daß er hinfällt und sich verletzt. Ich gehe mit ihr einmal in der Woche zur Hundeschule - sie ist enorm gelehrig, aber genau den springenden Punkt: NICHT losrennen, NICHT wegspringen, BEI FUSS bleiben, den begreift sie nicht. Ich soll sie loben, wenn sie ruhig bleibt und nicht wegrennt - aber in zwei Jahren war es noch nicht einmal so, daß ich sie für "Bei Fuß" hätte loben können. Auf der anderen Seite ist es eine super Wachhündin, sie verteidigt die Kinder, verscheucht Angreifer und Diebe, bellt laut los, sobald ein Fremder unser Grundstück betritt - aber BEI FUSS klappt nicht. Folglich kann sie nicht ohne Leine raus. Andere Leute lassen ihre Hunde im Park frei rumlaufen oder fahren mit dem Fahrrad und der Hund rennt frei nebenher - das geht halt einfach nicht bei unserer Hündin. Aber das scheint der Hundebesitzer aus eurer Geschichte für seinen Hund ja auch begriffen zu haben.
Es ist nichts passiert, der Hundebesitzer hat vermutlich seine Lehre draus gezogen und paßt demnächst besser auf - ich denke, die Ämter haben mit uneinsichtigen und renitenten Leuten schon genug zu tun, als daß man sie über jedes Vorkommnis informieren und sie einschalten müßte. Und durch eine Warnung vor einem gefährlichen Schäferhund für Angst und Schrecken im Kindergarten zu sorgen hat meines Erachtens auch keinen Sinn. Es ist ja nicht so, als ob ein tollwütiger Hund frei herumliefe, oder?
Alles Liebe,
Eva
Eva
mit Yusuf (10.12.199
und
Amalia, Friedrich und Elisabeth (07.08.2002)
Seid umschlungen, Millionen
Diesen Kuß der ganzen Welt!
Brüder, überm Sternenzelt
Muß ein lieber Vater wohnen!