Hallo,
ja, das kennen wir auch; ich würde das aber noch nicht als Mobbing bezeichnen. Es ist eher Manipulation auf Seiten des anderen Mädchens, wobei ich denke, daß die noch so klein ist, daß sie sich dieser Verhaltensweise nicht wirklich bewußt ist. Und deine Kleine ist ja auch noch ganz klein und wehrlos...
Elisabeth hat dasselbe Problem in ihrer Schule seit der vierten Klasse. Sie ist im dritten Schuljahr neu in die Schule gekommen und hat sofort eine beste Freundin gefunden. Die zwei sind immer noch ein Herz und eine Seele; Hinde ist eine ganz Liebe - aber leider hat ihre Mutter Ende der dritten Klasse entschieden, daß die Waldorfschule wohl nicht das richtige für Hiba, die kleine Schwester, sei und Hinde, die große, dann gleich gemeinsam mit der Kleinen in eine andere Schule geschickt.
Seitdem sind alle Mädchen in Paaren mit einer besten Freundin, und Elisabeth ist das fünfte Rad am Wagen. Sie könnte wohl die dritte im Bunde bei einigen Freundinnen werden, aber dann haben sie in der Klasse auch so ein kleines Intrigantenmädel, die immer Klatsch und Bosheiten weiterträgt und wie ein Keil alle Freundschaften spaltet. Elisabeths Reaktionen darauf waren verschieden.
Im vierten Schuljahr - da war sie neun, also noch recht klein, aber doch schon viel größer als deine Kleine -, hat sie halbherzig versucht, bei diesen Mädchenintrigen mitzumachen, hat dann gesehen, daß das nichts bringt, und hat sich mit den Jungen angefreundet. Das lief eigentlich prima; sie hatte dann auch zwei Freunde, die sie regelmäßig mit nach Hause brachte und mit denen sie spielte, auch wenn die anderen Mädchen sie dann als "verliebt" verspotteten. Im fünften Schuljahr wurden die Freundschaften mit den Jungen dann weniger, warum auch immer, und sie freundete sich mit allen Mädchen gleichermaßen an. Wenn dann eine der anderen bei uns war, wurden regelrecht Liebesschwüre ausgetauscht, und man war "allerbeste Freundin für immer" und was weiß ich noch was. Die anderen hatten aber trotzdem immer noch ihre beste Freundin, was dann dazu führte, daß zum Beispiel am Geburtstag der Drillinge Elisabeths beide Freundinnen sich auf einmal abschotteten und mit Elisabeth nichts mehr zu tun haben wollten. Sie waren dann auch zum Übernachten eingeladen und wollten am Abend dann auf einmal alleine draußen spazierengehen - ohne Elisabeth. Sie war traurig, ich war wütend und sagte den beiden, wenn sie sich so verhielten, könnten sie auch gleich nach Hause gehen, da seien sie Elisabeth auch los.
Jetzt ist sie im sechsten Schuljahr und hat sich damit abgefunden. Sie lädt die anderen Mädchen immer noch ab und zu ein oder wird von ihnen eingeladen, aber zum Glück wohnt Hinde gleich hier in der Nachbarschaft, und so hat sie eine beste Freundin ganz in der Nähe. Ich glaube, dadurch, daß sie weiß, daß sie eine dauerhafte und zuverlässige beste Freundin hat, leidet sie nicht mehr so unter der Situation in der Schule. Sie hat auch viel über ihr eigenes Verhalten nachgedacht und meint, weil sie den anderen immer zu verstehen gebe, wieviel Wert sie auf deren Freundschaft lege, ihnen alle möglichen Gefallen tue und so weiter, falle es denen umso leichter, sie auszunutzen und zu erpressen ("wenn du das nicht machst, bin ich nicht mehr deine Freundin!"), aber sie will halt auch nicht ihre Wesensart ändern, um abweisender und weniger leicht verletzlich zu werden. Ich bestärke sie und sage ihr, sie sei genauso richtig, wie sie sei, und wer ein guter Freund sein wolle, müsse sie so schätzen, wie sie ist und nicht versuchen, Nutzen zu ziehen aus ihren vermeintlichen Schwächen.
Ich fürchte, außer zu lernen, daß man Freundschaft nicht erzwingen kann und daß, wer sich so verhält, kein wahrer Freund ist, kann man da nicht viel machen. Solches Verhalten ist unheimlich verletzend, und wenn man sich anmerken läßt, wie sehr man getroffen ist, wird der Manipulierer sich seiner Macht erst recht bewußt. Aber wie soll man solche Mechanismen einer Vier- oder Fünfjährigen klarmachen? Du kannst sie vielleicht ermuntern, andere Freunde zu finden, aber auch da kann man die Zuneigung nicht erzwingen, und wenn dein Mädchen nun gerade die Freundin, die sie verschmäht, am liebsten mag, kannst du wenig dagegen ausrichten.
Wie steht's denn mit Nachbarskindern, Freunden vom Kinderturnen, Musikschule oder sonstigen Gelegenheiten? Kindern deiner Freunde?
Mehr fällt mir jetzt auch nicht ein - außer auf die Einschulung und die Chance auf neue Freundschaften zu hoffen.
Alles Liebe,
Eva