Liebe Jana,
ich habe Nähen von meiner Oma gelernt, mit einer Pedalmaschine, die den Vorteil hat, auch LEder, Jeans und wirklich alle Stoffe nähen zu können. Das Schwierigste war, zum einen, den Rhythmus mit dem Fuß zu halten und zum anderen, gerade und präzise Nähte zu nähen. Das kommt mit der Übung. Zuschneiden von Stoffen fand ich nie so schwierig, allerdings habe ich immer selbst Maß genommen und direkt auf den Stoff gezeichnet; wie man ein Schnittmuster liest, weiß ich bis heute nicht und werde es auch nicht mehr lernen.
Meine Oma hat auch erst einmal mit ganz einfachen Sachen angefangen. Als ich fünf war, hat sie mir Knöpfe annähen und mit der Hand nähen beigebracht; das habe ich gehaßt wie die Pest, sah aber die Notwendigkeit ein. Das Schlimmste war das Einfädeln (O-Ton Oma: "Langes Fädchen, faules Mädchen"). An die Nähmaschine durfte ich vielleicht so mit neun oder zehn Jahren, als meine Füße auf die Pedale reichten und ich einigermaßen die Koordination hinbekam. Da mußte ich als erstes Taschentücher nähen. Umschlagen, säumen, geradeaus. Viel falsch machen kann man da eigentlich nicht, aber zu Anfang gab es trotzdem immer Knoten und Verwirrung, und meine Oma hatte gar keine Geduld mit mir. Sie wollte immer, daß alles perfekt aussah, und ich wollte, daß es schnell fertig wurde. Das war nicht wirklich vereinbar...
Mein Vater und mein Bruder haben sich als Erwachsene das Nähen mit der Elektromaschine selbst beigebracht. Als mein Bruder in den letzten Schuljahren war (das war eine etwas länger währende Agonie) hat er sich mengenweise Hosen und so Zeug genäht, meinem Vater ging es mehr um das Nähen und Flicken von Segeln für sein Boot. Größere Probleme hatten sie beide nicht, allerdings hat sich mein Vater mal über den Finger genäht, weil er aus Versehen, als der Finger in die Nähe des Füßchens kam, feste zugetreten hat anstatt den Fuß vom Pedal zu nehmen. Das kann einem mit den alten Tretmaschinen nicht passieren.
Eine Nähmaschine kostet nicht viel. Ich habe mir vorletztes Jahr, als die achtzigjährige Fußmaschine von meiner Oma blockiert war und ich dringend für Weihnachten das ein oder andere noch fertigbekommen mußte, eine Elektromaschine gekauft für 110 € (
www.matris.nl). Die Maschine ist idiotensicher; es steht sogar drauf, wie man einfädeln und spulen muß, und alle Vorgänge sind im Detail mit Zeichnungen erklärt.
Aber wenn du wirklich noch NIE was genäht hast, ist es zu Anfang sicher besser, wenn du einen Kurs besuchst oder jemanden, der nähen kann, bittest, dir die ersten Schritte zu zeigen. Irgendwann geht es dann ganz von selbst.
Was den Arbeitsaufwand anbelangt, lohnt es sich definitiv nicht. Textilwaren sind derart unverschämt billig, daß dich allein schon der Stoff für was Selbstgenähtes mehr kostet als ein neues fertiges Kleidungsstück. Es lohnt sich, wenn du was machen willst, was es nicht so einfach zu kaufen gibt. Verkleidungen für die Kinder oder Sachen, die komplett aus der Mode sind und die du einfach haben willst oder irgendetwas, das nur in deiner Vorstellung existiert. Dieses Jahr zu Weihnachten habe ich beispielsweise auf dem Flohmarkt zwei alte Pelze gekauft und Fellwesten und Handschuhe für die ganze Familie genäht. Oder in Istanbul habe ich für unsere gesamten Fenster Vorhänge genäht.
Die Qualität des Selbstgenähten ist oft besser. Fertige Sachen sind oft mit Riesenstichen genäht und ganz wenig Stoff am Saum, sodaß sie immer ausreißen, und sehr oft sind Reißverschlüsse aus Plastik drin. Das kannst du beim Selbstnähen alles vermeiden. Ich habe noch selbstgenähte Klamotten aus Studententagen - da ist zwar inzwischen der Stoff verschlissen und verblichen, aber die Nähte, die halten und halten und halten...das kann dir natrülcih, wenn du jetzt was für die Kinder nähst, egal sein. Die wachsen ohnehin raus, bevor die Sachen kaputtgehen können.
Jedenfalls wünsche ich dir viel Spaß und viel Erfolg!
Alles Liebe,
Eva